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Sie bewegen Kinder

Der freiwillige Schulsport hat in Köniz seit über vier Jahrzehnten Tradition. Mit einem vielfältigen Angebot bietet die Gemeinde ihren Schülerinnen und Schülern eine niederschwellige Möglichkeit, verschiedene Sportarten auszuprobieren und Leidenschaft(en) zu entdecken. Jacques Cordey und Fabienne Gertschen bewegen gemeinsam mit vielen sportbegeisterten Trainerinnen und Trainern die Könizer Kinder.

Fabienne Gertschen und Jacques Corday posieren vor einem Fussballtor im Freien.
Fabienne Gertschen und Jacques Cordey sind die Gesichter hinter dem freiwilligen Schulsport in Köniz. Foto: Martina Summermatter

Ein Puzzle besteht aus verschiedenen Teilen, Farben und Formen. Auf dem Bürotisch von Jacques Cordey und Fabienne Gertschen liegen vier grosse Puzzle-Stücke, ein rotes, ein blaues, ein gelbes  und ein grünes sowie vier kleinere Teile.

Ihre Leidenschaft ist aber nicht Puzzeln, sondern Sport. Genauer gesagt: Den Könizer Schulkindern Spass an der Bewegung zu vermitteln. Bereits in den 70er-Jahren boten Sport-Lehrpersonen auf eigene Initiative hin den Könizer Schülerinnen und Schülern Freizeit-Sportkurse an. Im Jahr 1979 bewilligte der Gemeinderat schliesslich die Stellen «Schulsportchef» und «Sachbearbeitung  Schulsport».

Über die folgenden Jahre hinweg entstand die gemeindeeigene und aussergewöhnliche Puzzle-Struktur. Der Hauptteil besteht aus Semesterkursen, Ferienkursen, Sportlagern und  Meisterschaften und wird durch die vier kleineren Teile Jugend und Sport, obligatorisches Schulschwimmen, Sportlerehrung, Beratung für Schulen und Sportanlagen ergänzt.

Sportarten, die begeistern

«Das nachhaltigste aller Puzzle-Teile sind die Semesterkurse», wie der Könizer Schulsportchef Jacques Cordey erklärt. In den Ferienkursen und den Sportlagern könnten die Kinder verschiedene Sportarten ausprobieren und in den Semesterkursen schliesslich den Sportarten nachgehen, die sie begeistern.

Wenn Jacques Cordey über den freiwilligen Schulsport erzählt, ist er Feuer und Flamme – und dies seit 1988, als er an der Schule Spiegel eine Stelle als Lehrer und Sportlehrer antrat. 2007 übernahm er die Leitung des Könizer Schulsports. Daneben ist der bald 61-Jährige leidenschaftlicher Leichtathletik-Trainer. Er trainierte während längerer Zeit unter anderem die Spitzensportlerin Mujinga Kambundji.

Auch Fabienne Gertschen (40), Sachbearbeiterin Schulsport, ist stark und vielseitig mit dem Sport verbunden. Sie ist seit 30 Jahren im Turnverein Gerzensee aktiv, zuerst als Jugi-Mitglied und seit 22 Jahren als Leiterin der Nachwuchsabteilung. Als Vorstandsmitglied leitet sie das Ressort J+S. Seit 2020 kann sie ihre kaufmännische Ausbildung und ihre Erfahrungen aus dem Bildungsbereich (Tages und Sonderschule) bestens im Könizer Schulsport einbringen. «Die Arbeit hier fägt sehr, es ist ein tolles Umfeld», sagt sie, «wir erhalten viele positive Rückmeldungen von Eltern, das freut uns».

Schulschwimmen und OL

Sie ist auch «die Frau», die die Kinder bei ihrer ersten Reise mit dem Schulbus ins obligatorische Schulschwimmen nach Niederwangen begleitet. Sie zeigt den Kindern den Weg vom Bus zum Bad und erklärt ihnen alles.

Für Fabienne Gertschen sind das «schöne Momente» und sie sieht «das, was wir im Büro  organisieren, auch einmal live». Als Mutter von zwei schulpflichtigen Kindern weiss sie, «wie wichtig Schwimmen lernen für Kinder ist». «Köniz hat diesbezüglich sicher ein gutes Modell geschaffen. Damit wird allen Kindern in der Gemeinde Schwimmunterricht ermöglicht», führt sie aus.

Fabienne Gertschen steckt bereits mitten in den Vorbereitungen für den 66. Könizer Orientierungslauf (OL) im Könizbergwald. Er findet jedes Jahr im November im Rahmen der traditionellen Schülermeisterschaften statt. Umsichtig und versiert plant sie alles, damit am 4. November rund 600 Kinder einen tollen Anlass erleben können. Sie zählt dann wiederum auf über 50 freiwillige Helferinnen und Helfer.

Zusammenarbeit mit Vereinen

Damit das Modell des freiwilligen Schulsports funktionieren kann, braucht es Sportbegeisterte, die die Kurse leiten. Um die 50 Trainerinnen und Trainer machen mit. «Auch während der Corona-Zeit haben sie mit Flexibilität und zusätzlichem Engagement Möglichkeiten geschaffen, dass sich die Kinder gleichwohl bewegen konnten», erzählt Jacques Cordey.

«Ebenso arbeiten wir eng mit den Könizer Vereinen zusammen.» Ist das Gemeinde-Angebot keine Konkurrenz für die Sportvereine? «Gar nicht», dementiert der Schulsportchef, «es ist eine Win-Win-Situation».

«Viele Kinder möchten nicht sofort einem Verein beitreten, sondern zuerst Verschiedenes ausprobieren. Wenn sie ihre Leidenschaft gefunden haben und intensiver trainieren möchten, treten sie einem Verein bei.» Die Vereine würden davon profitieren, dass die Kinder bereits durch die eigenen Trainerinnen und Trainer gut ausgebildet worden seien und der freiwillige Schulsport wiederum vom grossen Know-how der Sportfachleute der Vereine.

Freude an der Bewegung vermitteln

Das Schulsport-Team wird auch von den Sport-Verantwortlichen der Schulen und vielen sportfreundlichen Schulhauswarten unterstützt. «Die vielfältigen Formen der Zusammenarbeit mit unseren Schulen und Tagesschulen werden gegenseitig geschätzt», ergänzt Jacques Cordey.

Finanziert wird das gesamte Angebote vor allem durch die Eltern sowie Jugend- und Sport-Beiträge. Das Defizit von etwa 40 000 CHF wird von der Gemeinde Köniz getragen. Die Sparmassnahmen der vergangenen Jahre und der Mangel an verfügbaren Sporthallen spürt auch das Schulsport-Team.

Dennoch verfolgt es unermüdlich sein Ziel, den Könizer Schulkindern die Freude an der Bewegung zu vermitteln, ihre sportlichen Fähigkeiten weiter auszubilden, aber auch ihre Sozialkompetenz und ihr Selbstbewusstsein zu stärken. «Bei uns sind alle willkommen», sind sich Jacques Cordey und Fabienne Gertschen einig, «Hauptsache die Kinder haben Freude an dem Sport, den sie machen».

Text: Martina Summermatter

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