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Sie planen und entwickeln

Von der Planung zum Bauprojekt: Die Aufgabe der Planungsabteilung der Gemeinde Köniz tönt um einiges einfacher als sie ist. Es können Jahrzehnte vergehen, bis ein Vorhaben realisiert ist. Wie zum Beispiel die Überbauung Liebefeld Mitte, zu der sich die Bevölkerung im Herbst 2023 äussern kann.

Gruppenbild der Mitarbeitenden der Planungsabteilung.
Team der Planungsabteilung: Erika Heiniger, Christoph Kupper, Silvio Bocchetti, Oana Schär, Jonas Spiegel, Tino Tscharner, Stephan Felber (Gemeindeplaner), Raymond Borle, Amina Maatoug, Marc Maurer

RP REGG, NP, BauR, ZPP *: «Wir Planer:innen lieben Abkürzungen», lacht Raymond Borle. Er ist stellvertretender Gemeindeplaner und vertritt die Leitung der Planungsabteilung Köniz, PLAK, wie die Abkürzung lautet. Geduldig erklären er und Jonas Spiegel im Gemeindehaus die Begriffe, Farben und Ziffern auf den Plänen.

Die Abteilung PLAK mit ihren 13 Mitarbeitenden ist zuständig für die Planung und Entwicklung der  Gemeinde Köniz: Wo darf, wo soll gebaut werden, wo sind Zentren, wo Grünflächen vorgesehen, wo  führen die Verkehrswege durch, wo entstehen Wohnungen, wo Arbeitsplätze? Dafür erarbeitet die PLAK Konzepte und Planungsinstrumente, stets in Abstimmung auf die eidgenössischen und kantonalen Vorschriften.

Die Abteilung beobachtet dafür auch die Raumentwicklung: Jonas Spiegel gehört zum Team, das unter anderem die Wege der Pendler:innen, das Wohn- und Arbeitsverhalten der Bevölkerung oder die Versorgungsmöglichkeiten analysiert. Borle: «Wenn Entwicklungen auftauchen, müssen wir bereit sein und die Rahmenbedingungen schaffen, damit in geordneten Bahnen gebaut wird.»

Köniz in Bewegung

Die Planungsabteilung strebt in dafür geeignetem Raum eine Siedlungsentwicklung nach innen an, um die vielfältigen Bedürfnisse für Wohnen, Arbeiten, aber auch für Erholung und Freizeit sicherzustellen. Geeigneter Raum diesbezüglich ist Liebefeld Mitte (siehe Kasten): Ein solch grosses Gebiet mit nicht zu komplizierten Eigentumsstrukturen, zentral gelegen und gut mit öffentlichem Verkehr erreichbar – davon gibt es laut Raymond Borle in der Gemeinde Köniz nicht mehr viele.

Noch wird in der Gemeinde Köniz an zahlreichen Orten gebaut: Im Moment entstehen unter anderem am Thomasweg im Liebefeld (flo&fleur) und im Ried in Niederwangen (Papillon) zwei grosse neue Siedlungen.

In Planung sind zudem Entwicklungen entlang der Verlängerung der Tramlinie nach Klein-Wabern, die Überbauungen für das Areal Station Wabern, das Zentrum von Niederwangen, im Rappentöri in Köniz oder am Haltenrain in Niederscherli.

20 Jahre von der Idee zum Bezug

Von der Planung zum Bauprojekt: So lautet die Kernaufgabe der PLAK. In Tat und Wahrheit können dazwischen gut und gerne 20 Jahre vergehen, denn die Prozesse sind langwierig. Sie  dauern von der Planerarbeitung, zum Teil über einen Architekturwettbewerb, einer allfälligen Zonenplanänderung, dem Mitwirkungsverfahren und einer weiteren Überarbeitung des Projekts, einer konkreten Planauflage mitsamt dem Baubewilligungsverfahren, gegebenenfalls bis hin zu einem Beschluss per Volksabstimmung.

Mit den Plänen zur Überbauung in Liebefeld Mitte, die voraussichtlich noch im Sommer der Bevölkerung zur öffentlichen Mitwirkung vorgelegt werden, begann die PLAK 2011. Raymond Borle rechnet nicht damit, dass die Gebäude noch in diesem Jahrzehnt bezugsbereit sind.

Wie eine solche Entwicklung dann tatsächlich umgesetzt aussehen kann, zeigt die Siedlung flo&fleur eindrücklich in einer Visualisierung auf ihrer Webseite: Die alten Blöcke verschwinden und machen neuen, grösseren, höheren und dichter stehenden Gebäuden Platz, in welchen nun auf gleichem Boden doppelt so viele Menschen Leben können.

Dynamische Entwicklung, statische Gesetze und Planungsinstrumente

Die geforderte Siedlungsentwicklung nach Innen stellt die Planer:innen  vor zahlreiche Fragen: Wie kann zum Beispiel die Hitze in den dichter gebauten Gebieten vermindert werden, oder wo versickert bei Starkregen das Wasser? Oder welche Energienutzung wird wo in der Energiestadt Köniz prioritär vorgesehen? Für die Überbauung Liebefeld Mitte sieht die Gemeinde zum Beispiel ein Areal im Sinne der 2000-Watt-Gesellschaft vor.

Raymond Borle: «Das übergeordnete Recht ist – gerade im Energiebereich - in starkem Umbruch. Unsere Herausforderung ist es, dass wir mit statischen Planungsinstrumenten trotzdem eine dynamische Entwicklung ermöglichen können sollten. Deshalb wird in den Planungsinstrumenten eine gewisse Unschärfe angestrebt.» Für ihn und das Team steht aber klar fest: «Wir vertreten die öffentlichen Interessen».

* Die wichtigsten Planungsinstrumente auf Gemeindeebene

  • RP REGG: Der Richtplan Raumentwicklung Gesamtgemeinde ist das strategische Planungsinstrument auf Gemeindeebene. Es definiert und stimmt die räumliche Entwicklung der Gemeinde mit Kanton, Region sowie Nachbargemeinden und innerhalb  der Gemeinde ab und definiert z. B. die langfristigen Siedlungsgrenzen, Areale für Einzonungen und die Struktur der Gemeinde mit Gemeindezentrum oder Ortsteilzentren.
  • NP: Der Nutzungsplan teilt das Gebiet in Landwirtschafts- und Bauzonen ein, weist den  Zonen eine Nutzung zu (z. B. Wohn- oder gemischte Zonen, Verkehrszonen). Er enthält zudem Bauklassen (in welcher Höhe und Breite darf gebaut werden, wo gelten welche Lärmvorschriften etc.).
  • BauR: Das Baureglement der Gemeinde enthält genaue Bestimmungen beispielsweise zum Anteil für Wohnen und Gewerbe, zu Grenzabständen oder Grünflächenziffern etc.
  • ZPP: Die Zone mit Planungspflicht definiert eine angestrebte, bestimmte und präzise Nutzung auf einem festgelegten Areal.

Text: Manuschak Karnusian

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