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Saubere Sache

Putzen ist eine Arbeit hinter den Kulis­sen. Die drei Reinigungskräfte Margrit Müller, Brigitte Freiburghaus und Selvi Gopalakrishnan fühlen sich in ihrem Umfeld aber gut wahrgenommen. Sie erzählen aus ihrem Arbeitsalltag bei der Gemeinde Köniz und warum sie diesen Job seit über 20 Jahren gerne machen.

Selvi Gopalakrishnan arbeitet in der Turnhalle der Schulanlage Hessgut seit 22 Jahren. Sie hat viele Kinder kommen und gehen gesehen. Daneben arbeitet sie in einem Frühförderprogramm der Gemeinde Köniz.

Die fröhliche Pragmatikerin:
Margrit Müller

20 Jahre hat sie im Gemeindehaus Köniz geputzt. Im Januar wurde sie mit 64 Jahren pensioniert und sieht doch kein Ende: «Ich mache weiter. Auf Ablösung.» Sie könne nicht so auf «Peng» aufhören. Margrit Müller mochte ihre Arbeit als Putzfrau bei der Gemeinde Köniz aufrichtig. Dabei hatte sie ursprünglich einen ganz anderen Weg eingeschlagen.  
In Adelboden aufgewachsen, machte sie dort die Lehre als Verkäuferin in einer Bäckerei. Sie arbeitete viele Jahre als Verkäuferin im Trubel des beliebten  Wintersportorts. Samstags und sonntags Arbeiten stand oft auf der Tagesordnung und stetes Freundlichsein war verlangt. Den ganzen Tag um Leute herum, immer ein «Merci vielmal» auf den Lippen – irgendwann hatte sie genug.

Als sie 1995 ihren Mann heiratete und nach Köniz zog, dachte sie nicht im  Traum daran, wieder in den Verkauf einzusteigen: «Lieber Putzen». Sie arbeitete zunächst neun Jahre als Reinigungskraft in einer Bundesverwaltung.

Der Beruf ihrer Wahl

Auf einem Spaziergang mit ihrem Hund lernte sie schliesslich den damaligen Hauswart der Gemeinde Köniz kennen, der Personal suchte. «Putzen ist Putzen, ob nun dort oder hier», sagt sie, aber bei der Gemeinde sei die Atmosphäre ausgesprochen familiär gewesen. Sie arbeitete zu 50 Prozent. Mit vielen war sie per Du. Im Treppenhaus unterhielt sie sich en passant mit der Gemeindepräsidentin über die Arbeit des Reinigungspersonals. Ja, sie fühlte sich als Mitarbeiterin wahrgenommen. Putzen war der Beruf ihrer  Wahl: Sie schätzte dabei die Ruhe, die ungezwungenen Begegnungen und den ehrlichen Dank, den sie erhielt.

Ruhestand wäre das falsche Wort

Wie fröhlich Margrit Müller klingt, so pragmatisch ist sie: «Du darfst dich nicht fallen lassen!» Zackig schiebt sie ihren bunten Reinigungswagen durch das Verwaltungsgebäude. Selbstmotivation und Tatendrang bestimmen ihre Arbeit. Natürlich sei das Reinigen mitunter anstrengend, doch die Leute hinter den Bildschirmen seien auch häufig angestrengt. Sie staubte die Bildschirme lieber ab als dahinter zu sitzen. Mit zielstrebigen Bewegungen wischt sie die Oberflächen glänzend. 29 Jahre wirkte sie als Putzfrau und zeigt sich kein bisschen müde. Körperlich fühle sie sich fit. Und nun, nach der Pensionierung? «Ins Auto und fort – einfach für ein paar Tage.»

Die Allrounderin:
Brigitte Freiburghaus

Am liebsten arbeitet sie im Kulturhof im Schloss Köniz. Sie putzt dort nicht nur, sondern hilft auch mal bei Veranstaltungen an der Bar aus. Der Kulturort und das Team sind ihr ans Herz gewachsen. Auch in der Freizeit ist sie häufig dort. Sie besucht besonders gerne die Theatervorstellungen. Brigitte Freiburghaus, 59, ist umtriebig und arbeitet noch für drei weitere Einrichtungen der Gemeinde Köniz: in den Büros des  Werkhofs Köniz, an der Schwarzenburgstrasse und für die Musikschule.

Kein kleinkarierter Alltag

Sie arbeitet zu 95 Prozent. Und das an vier Orten. Nein, stressig sei das nicht. Eher abwechslungsreich. Obwohl sie natürlich wie andere Reinigungskräfte überwiegend zu Randzeiten putzt, seien ihre Arbeitszeiten nicht streng in Stein gemeisselt: «Ich arbeite regelmässig unregelmässig.» Das Verhältnis zu ihren Vorgesetzten ist freundschaftlich. Wenn es abends einmal später wird, kann sie am nächsten Morgen etwas später beginnen.

Ganz anders hat Brigitte Freiburghaus dies im Verkauf erlebt. Im Simmental aufgewachsen, machte sie dort eine Lehre als Detailhandelsangestellte. Streng war es und für sie zu kleinkariert: «Da musst du fragen, wenn du mal kurz auf die Toilette musst.»

Vereinbarkeit mit Familie

Mit 21 Jahren startete sie ins Familienleben und bekam drei Kinder. Die Familie lebte zunächst im Simmental. Ihr damaliger Mann arbeitete als Maurer, sie schaute zu den Kindern und half manchmal in einem Putzinstitut aus. In der Zeit schaute die Schwiegermutter zu den Kindern. Ende der 80er-Jahre zog es die Familie in Richtung Stadt. Schliern, Gümligen und Köniz waren die Stationen. Der Mann hatte eine Stelle bei BERNMOBIL bekommen. In Schliern und Gümligen nahm  Brigitte Freiburghaus die Aufgabe als Hauswartin wahr. Die Arbeit im eigenen Haus sei für sie als Mutter ideal gewesen. Später begann sie bei der Gemeinde Köniz als Reinigungskraft auszuhelfen. Die Arbeitsbedingungen waren besser als im Verkauf, auch hinsichtlich der beruflichen Vorsorge. Seit 23 Jahren ist sie nun bei der Gemeinde festangestellt und bereut es nicht.

Ist Putzen einfach Putzen?

Was lässt sich über das Putzen sagen? Brigitte Freiburghaus denkt nach. Auf Anhieb fällt ihr nichts ein. Aber dann: Die Arbeit sei einfacher geworden. Im Zeitalter des Facility Managements besuchen Hauswarte Kurse zu nachhaltiger und auch körperlich schonender Reinigungsarbeit. Im Werkhof arbeitet sie mit einem brandneuen Reinigungswagen. «Da musst du keine Mops mehr mühsam   ausdrücken, sondern befeuchtest sie mit einem Mittel und wechselst sie aus.» Klar, am Abend sei sie müde. Aber nicht müder als andere.

Das Mathe­Talent:
Selvi Gopalakrishnan

Sie  hatte  eine  starke  Vorliebe  für  Zahlen. Dass sie nach dem Gymnasium eine Ausbildung zur Kauffrau machte, war nur folgerichtig. Selvi Gopalakrishnan, 59, arbeitete mehrere Jahre als Kauffrau in ihrer Heimatstadt Jaffna, im Norden Sri Lankas. Ihr Leben nahm eine Wende, als der dort schwelende Konflikt zwischen Tamilen und Singhalesen erneut zu einem Bürgerkrieg aufflammte. Die Firma, für die sie arbeitete, wurde geschlossen. Sie reiste 1991 für ein Asylgesuch in die Schweiz.

Ein neuer Lebensentwurf

Es verschlug sie nach Sarnen, in den Kanton Obwalden. Sie lernte Deutsch. Etwas später lernte sie ihren Mann kennen. Auch er stammt aus Sri Lanka. Sie zogen nach Bern und später ins Liebefeld. Er  arbeitete im Spital und sie betreute zunächst ihre drei Kinder. Die Kinder besuchten eine Spielgruppe. Eines  Tages sprachen die dortigen Hauswarte sie an, ob sie Interesse hätte an einem Reinigungsjob in der Turnhalle der Schulanlage Hessgut. Das war vor 22 Jahren. Selvi Gopalakrishnan gehört heute an dieser Schule  zu den bekannten Gesichtern. Sie arbeitet 20 Prozent und ist täglich dort.

Arbeit rund um Kinder

Die Arbeit in der Schulanlage mache ihr Spass. Sie mag den Kontakt zu den Kindern. Den kleinen Kindern hilft sie oft. Es ging auch schon wild zu und her. Insgesamt herrsche aber eine gute Stimmung. Ab und zu bekommt sie Blumen oder Geschenke von den Kindern. Mehr arbeiten habe sie nicht gewollt: «Am wichtigsten ist mir meine Familie.» Mittlerweile sind ihre eigenen Kinder erwachsen. Sie hat ein Diplom als Spielgruppenleiterin erworben und arbeitet seit einigen Jahren auch im Frühförder- und Integrationsprogramm «schritt:weise» der Gemeinde Köniz. Sie besucht Familien mit Kleinkindern zum spielerischen Lernen. In der Freizeit geht sie Spazieren oder Schwim-men ins Könizer. Und was macht die Mathematik? Sie lacht: «Ab und zu löse ich ein Sudoku.»

Die Gemeinde Köniz beschäftigt 119 Reinigungskräfte in Festanstellung. Davon sind 102 Frauen und 17 Männer. Sie arbeiten an den sechs Standorten der Verwaltung, in Schul- und Sportanlagen und öffentlichen Einrichtungen wie den Könizer Bibliotheken.

Text: Sarah Leonor Müller, Fachstelle Kommunikation

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